Es war eine ganze Weile still hier – und das hatte seine Gründe 🙂 Wir sind nämlich seit Anfang August 24 zu 5. unterwegs… unser fünftes Familienmitglied wächst zurzeit wohlig in meinem Bauch und wird uns irgendwann im April hier auf der Erde begegnen💫 Und die ersten 17 Wochen forderten ihre ganz eigenen Regeln. Mein Körper teilte mir mit ganz klaren Signalen mit, dass er viel Ruhe und Raum braucht. Mir war sehr oft wirklich schlecht und somit war uns klar, dass eine grosse Herumreiserei mit unserem Ruudi nicht mehr möglich ist.
Für 6 Wochen im letzten Sommer besuchten wir unsere Familien und Freunde in der Schweiz, erledigten diverse Reparaturen bei Ruudi und feierten den Geburtstag unserer Ältesten. Für Ende September hatten wir die Fähre nach Sardinien gebucht. Ob wir diese tatsächlich nehmen wollten, wussten wir selbst am Morgen davor noch nicht wirklich… Wir übernachteten im Tessin und waren derart unsicher, wohin unser nächster Schritt gehen sollte. In der Schweiz bleiben – doch wo? Oder die Fähre ins Ungewisse nehmen, mit einer Mama mit wenig Energie und Unwohlsein sowie einer lecken Umtriebsspanne bei Ruudi, die es in der nächsten Zeit zu reparieren gilt, in einem Land wo wir die Sprache nicht wirklich beherrschen und alles nötige zusammensuchen müssten?
Beni und ich machten eine Aufstellung mit verschiedenen Optionen: In der Schweiz im WoMo bleiben, Die Fähre an dem Tag nehmen, die Fähre zu einem späteren Zeitpunkt nehmen, ein Haus mieten….
Obwohl die Aufstellung etwas anderes ergeben hat entschieden wir uns, mit gemischten Gefühlen, bis nach Genua zu fahren und dort die Nachtfähre zu nehmen.
Es war eine interessante Erfahrung, sich selbst so unsicher zu fühlen mit der Entscheidung und dann doch einfach mal damit zu gehen. Und im Nachhinein sollte sich dieser Schritt als ein grosser Segen für uns aufzeigen.
Wunderbar in Sardinien angekommen hörten wir bewusst in uns rein, ohne Druck, was brauchen wir. Wir waren, aufgrund unseres unsicheren Gefühls, sehr behutsam mit uns unterwegs. Und kamen nach fünf Tagen am Camping Coccorrocci im Osten an. Dort lebten Freunde von uns, welche wir besuchen wollten – und schlussendlich blieben wir 2 Monate dort. Es entpuppte sich als ein Paradies für die Kinder, mit vielen Spielkameraden, Pool, Natur, freier Bewegung, wir tauchten in eine kleine Gemeinschaft mit Gleichgesinnten ein und inspirierten, nährten und unterstützten uns gegenseitig, ich als Mama bekam den Raum um mich um die ersten Wochen Schwangerschaft zu kümmern, Papa hatte einen Raum um in Ruhe arbeiten zu können… ganz viele Puzzlesteine fanden entspannt ihren Platz. Das Leben fügte sich einfach 🌞
Zum ersten Mal fühlte ich, dass eigentlich alles möglich ist. Wir müssen uns nur für den nächsten Schritt entscheiden – und diese Weite an Möglichkeiten fühlt sich sehr ungewohnt an. Ich realisierte, dass wir die Kreatoren unseres Lebens sind. Bis dahin hatten wir „das Reisen“ als Ziel, oder das Besuchen von jemandem, das Entdecken neuer Kulturen usw. Es gab immer eine Art Ziel & Plan, wo sich der Kopf hatte hindenken können. Doch diese Perspektive änderte sich nun durch die Umstände.
Und diese Erfahrung war so heilsam. Es fühlte sich an, als würde sich das System runterfahren, als hätte jemand die Zeitlupe aktiviert. Auf der einen Seite fühlte ich mich unsicher, weil Alles möglich war. Ich hatte tatsächlich die Macht, die Verantwortung für den Lauf unseres Lebens.
Suchen wir uns nun wieder eine fixe Bleibe – in der Schweiz oder anderswo? Bleiben wir für den Winter in Sardinien? Oder gehen wir nach Süditalien in eine Freilern-Gemeinschaft reinschnuppern? Oder sogar mit der Fähre wieder nach Spanien für den Winter?
Es ging ans reinspüren – was zeigt uns das Leben? Welche Schritte fühlen sich weit und leicht an, welche machen eng im Herzen? Wo ist es neutral? Es ging darum, uns in dieser Wahrnehmung zu schulen. Die Impulse wahrzunehmen, die in uns aufpoppen. Wir sind uns ein Leben gewohnt, welches getaktet ist von Plänen, Ideen, Zielen. Es vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit „zu wissen“, wohin uns der nächste Schritt führt. Dieses vermeintliche Sicherheitsgefühl ist jedoch trügerisch, wir kennen nichts anderes durch unseren bisherigen Lebensstil. Seit klein auf ist das Leben ziemlich getaktet: Kindergarten, dann Schule, Hausaufgaben, Hobbys, Ferienpläne… das ist nicht per se schlecht, es vermittelt uns nur unbewusst ein Gefühl von Sicherheit, immer etwas geplant zu haben. (Bei mir war das zumindest so) Und zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich mir dessen bewusst. Und der Möglichkeit, dass es auch eine andere Art zu Leben geben kann, eine in der das Leben mehr Spielraum bekommt, uns mit Möglichkeiten zu beschenken. Eine, in welcher wir wieder lernen dürfen unseren Herzens-Impulsen mehr Raum zu geben. Und zu beobachten, was dann passiert 😉