Wer kennt das, der ideale Zeitplan für die Reisetage ist zurechtgelegt. Die Wetter-App bestätigt den Turnus, welchen wir nehmen wollen, alle sind gesund und alles läuft nach Plan – und dann passiert das Leben.
Beni hielt auf dem Weg nach Chefchaouen (unser geplanter letzter Stopp in Marokko, vor der Fähre) an einem praktisch gelegenen Parkplatz an der Strasse an, da er ein Meeting hatte. Danach wollten wir eigentlich direkt weiter in die Stadt, auf den Campingplatz. Um dann in zwei Tagen bis zur Küste zu fahren… es zog uns nach Europa. Während dem Meeting also spielte ich im Heckbett mit den Kindern, als es plötzlich klopfte. Ich schlich leise zur Tür und wurde von Monim begrüsst. Er besitze einen Bauernhof-Camping nur 1km von hier. Dort bezahlen die Erwachsenen 100 MDH (CHF 10.-) pro Tag für 3 leckere Mahlzeiten und nochmal soviel für die Nacht, eher teuer für marokkanische Verhältnisse, aber man taucht nochmals voll in die marokkanische Familie ein. Wird aufgenommen, verwöhnt, die Kinder haben Spielkameraden. Mein Gefühl sprach laut dafür, und so dachten wir, machen wir noch 1 Nacht hier Mitten im Grünen Halt, zur Erholung.
Wir wurden herzlich empfangen, am Abend wurde ein Feuer für das Fleisch gemacht, superleckeres Essen und Tee serviert (nach Sonnenuntergang:-) und Karten gespielt. Spätabends gingen wir zu Bett und merkten, dass es Rauch hatte im BigRuudi. Wir prüften alle Kästchen und fanden nichts, da dachten wir es käme noch vom Feuer draussen… um 2 Uhr (wir schliefen sehr schlecht „dank“ dem Tee) hatte Beni das Gefühl, noch mehr Rauch zu riechen und zu sehen. Wir überprüften ein weiteres Mal alle Orte – bis uns der Gedanke ans Heck kam. Beni ging raus, öffnete die Hecktür und eine riesige Rauchwolke kam ihm entgegen. Ich reagierte ebenfalls schnell, checkte von wo der Rauch kam und riss den schon leicht brennenden Streu-Sack raus. Mit dem Sauerstoff draussen flammte er auf und war innert weniger Sekunden verbrannt.
Der Schock war riesig, schliefen doch unsere Kinder direkt darüber.
Es haben sich ein paar Theorien gezeigt, weshalb der Streusack zu schwelen und brennen begann. Dennoch, sicher sind wir uns nicht. Klar ist nur, dass wir eine riesige Schaar an Schutzengeln um uns hab(tt)en, denn viel mehr Zeit den Schwelbrand zu entdecken, hätten wir nicht mehr gehabt.
Das Leben hatte also anderes vor mit uns. Nicht die schnelle Ausreise, sondern wieder eine Verlangsamung der Kopf-Pläne. Und das zum Glück an einem Ort, wo wir uns so Zuhause und willkommen fühlen dürfen, wo für uns gekocht wird, viel wunderbare Natur hat, nette Menschen, Platz haben uns zu sortieren, alles in Ruhe putzen zu können (der Öl- und Russfilm war natürlich an jeder Schraube). Am Tag darauf bauten wir also die gesamte Garage aus, putzten wirklich ALLES und besprachen unsere Möglichkeiten mit Monim und unserer Versicherung. So vieles stinkt nach Rauch und muss speziell gereinigt werden, aber wie und wo? Wie bringen wir den Gestank raus. Wer kann uns den Schaden reparieren? Monim kennt nur 30km von hier eine angeblich super Garage, er denkt die können uns helfen. Dort werden wir sicherlich vorbeigehen.
Was will uns dieses Erlebnis sagen? Wieso passiert sowas? Diese Fragen schwirren natürlich präsent in unseren Köpfen umher. Wieso hielten wir genau an diesem Platz. Wieso klopft Monim zu dem Zeitpunkt an unsere Tür. Wieso entscheiden wir uns für den Ort. Wieso entdecken wir das Feuer zu dem Zeitpunkt, und nicht 2 Stunden früher oder später…
Wir geniessen trotz allem eine kleine Wanderung zum Fluss, in dem wunderschönen vollen Grün, die vielfältigen farbigen Blumenwiesen und die Ruhe hier im Riffgebirge sind atemberaubend und nährend. Ich fühle mich sehr klar mit meiner Intuition verbunden und verspüre beim Fluss unten den Impuls, dass es ums Loslassen geht. Das Loslassen von der vermeintlichen Kontrolle, dass etwas genau auf diese Weise passieren muss, wie es der Plan sagt. Und somit das EINTAUCHEN in das eigentliche Leben, dort wo es gerade passiert. Und dabei stets in Verbindung mit sich selbst zu sein und reinzuspüren. Und dabei diese Fülle zuzulassen, die einem das Leben schenkt. Auch wenn alles zuerst nicht nach Geschenk wirkt.
Ich stelle mir vor, wie ich mich vom Strom des Flusses treiben lasse, auf dem Rücken liegend, Kopf voran. Wie sich mein Körper von den Bewegungen mitnehmen lässt, wie er liebevoll den Hindernissen aus dem Weg geht, wie leicht und frei sich das anfühlt. Im Vertrauen zu sein.