In den letzten Tagen ist mir ein bestimmtes Thema sehr präsent. Mir fällt auf, dass ich mich und die Entscheidungen, welche ich treffe, sehr oft hinterfrage. Kann es sein, dass ich mir selber nicht vertraue? Woher kommt das, wieso ist das so?

Das fängt bei Alltagssituationen an: möchte ich ein Stück Cheesecake oder lieber ein Mousse au Chocolat? Hmm, beides sieht sooo gut aus… ich enscheide mich für den Cheesecake und gleich nach der Bestellung entscheide ich mich um und nehme doch die Tarte à l’Opéra! Beni lacht sich schon wieder kaputt über diese Situation 😉 Und dann sehe ich, wie er sich für etwas anderes entscheidet und denke „ohh, wäre das wohl noch besser gewesen?“

Ja ich gebe zu, das ist mega banal und manchmal kann man sich auch einfach nicht zwischen all den leckeren Dingen entscheiden und das macht auch nichts, es muss nicht immer gleich etwas tiefgründiges dahinterliegen;-) Mir fällt aber auf, dass es sich ähnlich anfühlt in mir, wenn es um grundlegendere Themen geht. Im Herzen macht sich eine Schwere breit, ich fühle mich schlecht und traurig… manchmal in Nuancen, doch mittlerweile nehme ich es wahr.

Anderes Beispiel von unserer Reise: eigentlich wollten wir nach dem Aufenthalt in Marokko den Schlenker durch Portugal machen und dann weiter nach Nordspanien fahren. Doch schon in Marokko hatte ich den Impuls, dass es uns direkt Richtung Nordspanien zieht, und der Weg über Portugal sich schwer anfühlt. Obwohl der Kopf meint, „wenn du doch schon dort in der Gegend bist ist es doch blöd, diese auszulassen“… Ich liess aber alles noch offen. Dann meldete sich eine liebe Freundin, dass sie zurzeit im Herzen von Spanien Ferien macht. Und das bestätigte unseren Impuls, Portugal für ein anderes Mal aufzusparen. Im Herzen fühlte es sich gut an. Auch wenn der Kopf lauthals protestierte und Gedanken aufpoppen liess wie „du verpasst was“, „was soll denn das?“, „was ist, wenn“… usw.

Wir fahren also weiter in Richtung Landesinneres und ich nehme wahr, wie sich eine Stimme in mir immer lauter meldet: „Was verpassen wir jetzt wohl alles, Portugal wäre doch soo schön! Auf jeden Fall wärmer!“ „Hmm, bist du sicher, dass du in diese Richtung willst?“ „Ich glaube, ihr macht was falsches“ So hört sich diese Stimme an. Und im ersten Moment fühle ich Unsicherheit in mir aufsteigen, eine Schwere, ein Zögern… „Was ist, wenn jetzt alles in die Hose geht und diese Stimme recht hat?“ (Was auch immer das „Alles“ ist)

Was für eine Stimme spricht da mit mir, wer ist das? Ist das vielleicht der innere Kritiker? Die innere Angststimme, die einfach unsicher sind und Bestärkung braucht?

Dass unser Verstand überhaupt die Wahrnehmung von „Falsch“ und „Richtig“ hat, kommt natürlich über jahrhundertelange Konditionierungen. Laut sein, streiten, wütend, auffallend sein ist „Falsch“ – die Gesellschaft erwartet etwas anderes von uns. In der Schule werden wir schon von klein auf bewertet und unser Verhalten, unser Können in „Richtig“ und „Falsch“, „Gut“ und „Schlecht“ eingestuft. Das ist so tief in uns verankert.

Doch wie wäre es, wenn ich einfach von diesem Gedankenkonzept wegkommen könnte? Was, wenn es gar kein „Richtig“ und „Falsch“ gibt, wenn das einfach ein aus der Not erfundenes Konzept ist? Wenn dieses Konzept von Menschen erfunden wurde, können wir uns doch auch einfach dafür entscheiden, es nicht mehr zu befolgen? Was macht diese Überlegung mit uns?

Und egal, für was wir uns entscheiden, alles bringt doch einfach Erfahrungen mit sich. Und diese Erfahrungen bereichern unser Leben auf die eine oder andere Weise, sie bringen uns weiter. Und wenn sich etwas „falsch“ anfühlt, also kein gutes Gefühl gibt, kann ich in mich reinspüren was es denn in dem Moment braucht, um das Gefühl zu ändern. Und gut reinspüren, wo im Körper ich etwas fühle. Und beobachten, von WO genau die Bewertung dazu kommt. Dieses ungute Gefühl heisst nicht, dass etwas falsch ist. Es zeigt uns nur auf, dass wir nochmal genauer in uns reinspüren sollen, wie die nächste Entscheidung für uns aussieht. Beobachten, von wo der Impuls kommt, aus dem Herz oder dem Kopf?

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